In den letzten Jahren lernten Schüler Schreiben mit einer umstrittenen Methode: Schreiben nach Gehör. Dabei sollten die Kinder die Wörter so schreiben, wie sie sie hören. Die dabei entstandenen Rechtschreibfehler wurden von Lehrern nicht korrigiert und Eltern durften nicht eingreifen, um Fehler zu verbessern. Nun soll diese Methode wieder abgeschafft werden.
Was ist Schreiben nach Gehör?
Die Methode wurde in den 1990er-Jahren eingeführt. Entwickelt hat sie der Pädagoge Jürgen Reichen, er hatte die Idee, dass Kinder durch Schreiben nach Gehör schneller Erfolge beim Schreiben erzielen sollten, da sie nicht korrigiert werden. Eine höhere Motivation der Kinder sowie die Auslebung der Kreativität und Selbstständigkeit stand hinter seiner Idee. Allerdings muss für die erfolgreiche Umsetzung dieser Methode genügend Lehrpersonal zur Verfügung stehen, was in der Vergangenheit nicht der Fall war.
“Hunt”, “Fata” oder “Mutta” sind so natürlich falsch geschrieben, für Kinder scheint die Schreibweise allerdings richtig zu sein. Sie durften bisher Gehörtes zu Papier bringen, egal, ob falsch oder richtig geschrieben. Dadurch prägten sich Kinder viele Wörter vollkommen falsch ein. Dass diese Methode nicht gerade zielführend ist, stellte nun auch die schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen (NRW) fest und schafft Schreiben nach Gehör wieder ab. In Hamburg und Baden-Württemberg gehört diese Lernmethode bereits der Vergangenheit an. Ab dem Schuljahr 2019/20 sollen Grundschüler in NRW einen Pflichtwortschatz von 533 Wörtern erlernen. Lehrer sollen dann wieder verstärkt auf die Rechtschreibung achten.
Was ist der Pflichtwortschatz?
Der Pflichtwortschatz umfasst in NRW 533 Wörter. Die sogenannten Nachdenk– und Merkwörter sollen wichtige Rechtschreibgrundlagen widerspiegeln. Das Wort “Hund” gehört zum Beispiel zu den Nachdenkwörtern, da man die Schreibweise aus der Mehrzahl (Hunde) herleiten kann. Wörter mit “ie” (liegen) oder “pf” (kämpfen) gehören auch dazu.
Zu den Merkwörtern zählen “meistens”, “bisschen” oder “paar”. Doppelvokal-Wörter (“Boot” oder “Zoo”) werden auch gelehrt. Weitere 200 Wörter gelten als sogenannter individueller Wortschatz, diese Wörter sind für ein einzelnes Kind von besonderer Bedeutung, wie z.B. Fußball.
Damit die Kinder in Zukunft richtig schreiben lernen, ist eine Handreichung von den Professorinnen Petra Hüttis-Graff und Ulrike Lüdtke von der Universität Hamburg und Hannover gemeinsam mit einem Team von Wissenschaftlern entwickelt worden. Ab dem neuen Schuljahr, das nach dem Sommerferien 2019 beginnt, wird die neue Rechtschreibmethode in NRW gelehrt.